Als Lehrer an einer Förderschule

Ein Mensch

Ein Mensch - so würde Roth beginnen wohl bewährt an Schüler/Innen, der Illusionen nicht beraubt, trotz 20 Jahre Volks und Haupt, sucht neue Wege, neue Ziele im dicht verzahnten Schulgetriebe. Ganz nahe seiner Wohnadresse erregt eine SES sein Interesse.

Hört was von Klassen mit 6 bis 8 denkt: „Das wäre doch gelacht!” Hört was von großen Schwierigkeiten, die Kinder haben und bereiten, denkt, dass in den letzten Jahren mit „Schwierigen” er gut gefahren, auch mancher Freund rät ihm dazu: „Ist was für dich, auf, auf, nur zu!” Ein Mensch, der wagt, kann nur gewinnen, wohl bewährt an Schüler/Innen, der Illusionen nicht beraubt trotz 20 Jahre Volks und Haupt, versetzt sich an die SES.

Somit in nie gekannten Stress, umlauert von meist rüden Knaben, die nur ein Ziel vor Augen haben, des Lehrers Schwächen zu sondieren oder zumindest zu probieren. Er kämpft und krampft mit aller Kraft beäugt von der Kollegenschaft. Erst nach endlos harten Tagen sieht er die Arbeit Früchtlein tragen. Strickt auch ein Beziehungsmuster - es schaukelt keiner mehr am Luster.

Jeder Tag heißt Lotterie – wie er ausgeht, weiß man nie! Auf und ab geht’s, wie im Prater! Man ist den Schülern Mutter, Vater, Therapeut oft und Berater das ist sehr viel! Der Lehrplan fordert auch sein Ziel! Da heißt es, Wichtiges zu sieben! Man lernt den Lehrplanrahmen lieben.

Ein Mensch, er musst’ bei null beginnen wohl bewährt an Schüler/Innen, der Illusionen nicht beraubt trotz 20 Jahre Volks und Haupt, bereut heut’ seinen Wechsel nicht!! Er sieht es jetzt als seine Pflicht, jenen Rat und Tat zu geben, die vom Schicksal hart getreten. Schwer ist dieses Unterfangen, Wunder kann man nicht verlangen. Noch eines ist zu sagen: Nur SES heißt Lehrer pur!

Peter Hubmann

Der Verfasser ist seit elf Jahren Lehrer an einem Wiener "Sonderpädagogischen Zentrum für integrative Betreuung verhaltensauffälliger Kinder" (SES = Sondererziehungsschule)